Ist Pünktlichkeit noch eine Zier?

Pünktlichkeit ist der Lackmustest für Zuverlässigkeit eines Menschen. Daran messen wir uns, schließlich gilt es eine der Sekundärtugenden zu verteidigen. Oder zu bewahren? Kommt pünktliches Erscheinen aus der Mode? Allen Anschein nach schon. Feste Vereinbarungen sind ein Relikt aus früheren Tagen. In Zeiten von E-Mail, SMS, Facebook und Co. kann man nach Lust und Laune den Kurs korrigieren. Absagen oder spontanes Erscheinen werden mittlerweile einkalkuliert. Zuspätkommen ist im Privaten (fast) legitim, das akademische Viertel im Arbeitsleben an der Tagesordnung. Greift eine Marotte um sich?

Zeit ist Geld

Keine Frage. Spätestens seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert hat Zeit einen ökonomischen Wert. Der Tag wurde durchstrukturiert und kontrollierbar: Arbeiten, Essen, Schlafen. „Die Arbeitsteilung in der Fabrik erforderte einheitliche Arbeitszeiten und unterwarf Menschen dem Rhythmus der teuren Maschinen. Nachdrücklich forderten Fabrikanten pünktlichen Arbeitsbeginn, striktes Einhalten von Pausen und regelmäßige Schichten.“, sagte Dr. Ulrike Gilhaus vom Westfälischen Landesmuseum für Industriekultur anlässlich der Ausstellung „Zeit ist Geld.“ im Jahr 2008. Wirtschaftlicher Aufschwung auf der Basis von strikter Reglementierung persönlicher Freiheit? Bleiben wir im Zeitfenster der Industrialisierung. Diese Epoche erklärt, warum Pünktlichkeit zur deutschen Tugend aufstieg. Deutschland leidet unter Kleinstaaterei, Zölle machen es dem Handwerk schwer. Wer sein Auskommen verdienen will, muss es im „Schweiße seines Angesichtes“ tun. Ganz gleich ob er einer Zunft angehört oder Bauer ist, zumal externe Faktoren wie Sonnenaufgang, Wetter die eigentliche Arbeitszeit bestimmen. Als dann die Menschen in die aufstrebenden Industriestädte strömen, passiert etwas ganz Wesentliches: Ihr Leben bekommt einen völlig neuen Takt. Unter Vorgaben und Normen arbeiten sie länger und disziplinierter. Wer zur Zeit am rechten Ort ist, bekommt zumindest einen Happen vom Gewinn. Die Geburtsstunde der Pünktlichkeit liegt in Anfängen des Kapitalismus.

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!

Pünktlichkeit ist also eine Frage der Selbstbeherrschung und persönlicher Prämissen. Sie ist Haltung, Wertschätzung und Tat zugleich. Wer unpünktlich ist, verpasst nicht nur den Anschluss, sondern er straft sein Umfeld ab. Wer zu spät kommt, stiehlt Zeit und Aufmerksamkeit anderer. Ob sich dessen der Zuspätkommer bewusst ist, sei dahin gestellt. Der lässige Umgang mit Verspätung hat Konsequenzen im Kleinen und im Großen. Beispielhaft das Image der Deutschen Bahn: Hier ist die Toleranzgrenze längst überschritten. Was unternimmt der Konzern nicht alles, um dieses Image wettzumachen? Unpünktlichkeit stört nicht nur das Zusammenleben, sondern bremst Betriebsabläufe aus. Im Kontext des Supply Chain Managements ist Pünktlichkeit Wettbewerbsvorteil und Erfolgsfaktor zugleich. Exakt abgestimmte Liefer- und Produktionsprozesse freuen den Kunden und stärken die Marktposition. Wer pünktlich ist, hält Wort und tritt gegen die allgemeine Verwässerung einer Tugend an.

Klaus Peters

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Interim Manager Klaus Peters

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