Compliance vs. Etikette

Zwingen uns die aktuellen Compliance-Regeln zu schlechtem Benehmen?

Konfuzius sagt: „Der Mensch ist von Geburt an gut, aber die Geschäfte machen ihn schlecht.“ Unlautere Absprachen oder Schmiergeldzahlungen sind nichts Neues. Seit eh und je verschaffen sich Menschen Vorteile. Berühmte Beispiele gibt es genug: In der Bibel ist die Rede von Jakob, der sich mit List und Linsen von seinem Bruder Esau das „Erstgeborenenrecht“ erkauft. 2000 Jahre später ziehen die Vergehen größere Kreise –das Grundprinzip bleibt gleich. Jetzt dreht es sich um Gratisflüge, EM-Tickets oder Lustreisen. Bestechung scheint latent und allgegenwärtig zu sein.

Seit 103 Jahren existiert das strafrechtliche Verbot der Korruption im Geschäftsverkehr. Es wird „1909 als § 12 in das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) eingefügt, 1974 erstmals geringfügig geändert, 1997 als neuer § 299 StGB in das Kernstrafrecht überführt und schließlich 2002 um einen bis heute viel kritisierten dritten Absatz erweitert.“ (1) Was eigentlich als handfeste Regelung gedacht war, sorgt in der Praxis für echte Unsicherheit.

Das Gegenteil von gut, ist gut gemeint.

Erfolgreiche Geschäftsbeziehungen sind immer eine Sache von Mensch zu Mensch. Sie leben zunächst von sachlich-rationalen Aspekten – und von gegenseitiger Wertschätzung, netten Gesten sowie Vertrauen. Darum waren früher angemessene Präsente eine Selbstverständlichkeit. Heute hingegen wirken selbst kleine Geschenke als halbseiden. Compliance-Management soll und will diesen Umgang ins Gleichgewicht bringen - und läuft dabei Gefahr, kleinlich und unpersönlich zu werden. Vor lauter internen Normen weiß keiner mehr, ob die Einladung zum Geschäftsessen erlaubt ist oder nicht. Bleiben Anstand und Etikette auf der Strecke, wenn der Businesslunch mit separaten Rechnungen endet? Geschieht dies im Sinne der Compliance, gilt trotzdem der gute alte Knigge: Pünktlichkeit ist immer noch eine Zier. Es heißt weiterhin Ladys first. Und selbstverständlich wird der Geschäftsführerin der Mantel gereicht. Gutes Benehmen wird weltweit geschätzt und verstanden.

Keine Frage; es braucht ein Reglement.

Zu hoch waren die finanziellen Bußgelder, zu massiv die Imageschäden und zu groß ist nun die Angst vor persönlicher Haftung. Denke man nur an EnBW, Siemens; MAN & Co. Allerdings läuft die Tugend der Regeltreue Gefahr überhandzunehmen.

International, wie z. B. in Asien oder der Arabischen Welt gelten einfach andere Gepflogenheiten. „Während Unternehmen in China bei Parteivertretern mit ihren Anliegen meist nur mit teuerem Likör und Luxuszigaretten durchdringen und umgekehrt Geschäftspartner brüskiert wären, würden deren Geschenke abgelehnt, gehen Unternehmen in den USA dazu über, gar nichts mehr zu schenken.“ (2) Compliance verlangt daher zwei Schlüsselkompetenzen: Fingerspitzengefühl und interkulturelle Sensibilität. Andere Länder bedeuten eben andere Sitten. Jochen Hundt, Vertrauensanwalt der Deutschen Botschaft in Riad formuliert es so: „Die saudi-arabische Regierung beschränkt sich bei der Bekämpfung der Korruption eher auf ‚hartes Durchgreifen‘ in drastischen Fällen. … Das Anti-Korruptions-Gesetz von 1992 untersagt Zuwendungen nur dann, wenn hierfür eine Gegenleistung erwartet wird. Gastgeschenke mit Firmenaufdruck, wie … Kalender, Kugelschreiber etc. sind also unproblematisch, obwohl die islamische Religion Außenstehenden jegliche Form von Zuwendungen an Beamte und Angestellte verbietet. Insgesamt lässt sich sagen, dass man Korruption in Saudi-Arabien … häufiger antrifft als in Deutschland, dass aber das grundsätzliche Werteverständnis in den beiden Ländern durchaus ähnlich ist.“ (3)

Es geht anders.

Sicherheitsdenken und Auflagen behindern unternehmerisches Tun.
Die Daimler AG zog und zieht daraus ihre Konsequenzen: Seit 2011 werden die eigenen Compliance-Kompendien entschlackt. Denn das auf 1800 Anweisungen angewachsene Regularium blockierte aktives Handeln; Geschäfte gingen verloren, weil die Konkurrenz schneller war. Vorstandsfrau und frühere Verfassungsrichterin Christine Hohmann-Dennhardt setzt auf emanzipierte Mitarbeiter – sie baut auf Menschen, die wissen, was sie tun.

Quellen:

(1) http://www.compliancedigital.de/.download/_sid/KWHQ-482612-5o8O/97735/wij_20120404.pdf
(2) http://www.wiwo.de/erfolg/management/compliance-die-angst-der-manager-vor-weihnachten/5965632.html
(3) http://www.hundtlegal.com/downloads/ArtikelPM4-2011Orig.pdf

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Interim Manager Klaus Peters

Nur was sich rechnet ist gut.

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